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Ein verschneiter Start ins Jahr 2021 für Valtteri Bottas bei der arctic Rallye

Eine der härtesten - und sicherlich auch kältesten - Rallyes im internationalen Kalender ist die Arctic Rallye, die im Norden Finnlands stattfindet. Aber das schreckt den Formel 1 Star Valtteri Bottas nicht ab. Er stellt sich erneut der Herausforderung der verschneiten Prüfungen. Wir haben mit dem Finnen geplaudert, bevor er in Rovaniemi an den Start geht: in der Nähe der traditionellen Heimat des Weihnachtsmanns

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WARUM HABEN SIE SICH DAZU ENTSCHIEDEN, DIESES JAHR WIEDER AN DER ARCTIC RALLYE TEILZUNEHMEN?

Ich wusste schon immer, dass ich, wenn ich keine anderen Verpflichtungen habe, noch einmal an dieser Rallye teilnehmen möchte, denn ich habe sie jetzt schon zweimal absolviert. Sie ist für mich eine große Herausforderung und macht sehr viel Spaß. Die Straßen sind wirklich schön und es ist einfach eine hervorragende, entspannte Veranstaltung. Ich habe es wirklich sehr genossen, auf Eis und Schnee zu fahren und auf den winterlichen Straßen unterwegs zu sein.

IST RALLYING EIN GUTES TRAINING FÜR DIE F1 WÄHREND DER WINTERPAUSE?

Ich habe immer das Gefühl, dass der Rallyesport eine Art Rückversicherung für die eigenen Fahrkünste darstellt. Ich denke, es ist wichtig, seine Fähigkeiten zur Beherrschung eines Fahrzeugs während der Winterpause in einem guten Zustand zu halten, also ist es für mich sicherlich ein Vorteil.

EINIGE F1-FAHRER HABEN BEREITS RALLYESPORT BETRIEBEN: VOR ALLEM KIMI RÄIKKÖNEN UND ROBERT KUBICA. WARUM GLAUBEN SIE, IST DER SPORT FÜR F1-FAHRER ATTRAKTIV?

Ich glaube, weil er so anders ist, eine andere Art der Herausforderung. Für F1-Fahrer ist der Rallyesport ein bisschen entspannter. Es sind weniger Leute da, das Ganze ist eher ein Spaß, es wird für uns nicht zu ernst. Ich weiß, dass viele andere F1-Fahrer gerne Rallye fahren würden, aber offensichtlich ist es einigen nicht erlaubt.

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DIES WIRD IHR DRITTES JAHR IN FOLGE IN DER ARKTIS SEIN. NACHDEM SIE ZUVOR EINEN FORD FIESTA WRC UND EINEN CITROEN DS3 WRC GEFAHREN SIND. HATTEN SIE GEPLANT, DIESES MAL EINEN HYUNDAI ZU FAHREN?

Das wollte ich, aber der Hyundai, den ich fahren wollte, hatte in Monza einen ziemlich großen Unfall. Das war ein Problem, das dazu führte, dass ich nun wie beim letzten Mal mit dem Citroen DS3 fahren werde. Aber es ist auch besser für das Budget, und ich habe gute Erfahrungen mit dem Auto und dem Team, also kein Problem.

WELCHE ÄHNLICHKEITEN UND UNTERSCHIEDE IM FAHRSTIL GIBT ES ZWISCHEN DER F1 UND DEM RALLYESPORT?

Zunächst einmal sind Rallye-Autos auf diesem Niveau natürlich allradgetrieben, das macht den Fahrstil ganz anders, man muss das Auto manchmal wirklich schieben. Auch die Linienführung ist völlig verschieden. Doch der Hauptunterschied im Rallyesport liegt meiner Meinung nach in den Pacenotes, den Aufzeichnungen über die Wertungsprüfungen, die man vor dem eigentlichen Wettbewerb erstellt. Es ist klar, dass man sich nicht alle Prüfungen merken kann, also besteht der größte Unterschied darin, dass man diese Hinweise von seinem Copiloten erhält und ihnen bei voller Fahrt vertrauen kann. Man muss fahren und gleichzeitig jemandem zuhören. In der Formel 1 ist meiner Meinung nach das Fahren präziser, weil wir die Runde, die Kurven sowie jeden einzelnen Randstein und jede Bodenwelle auswendig kennen. Es ist also wirklich exakt. Im Rallyesport wird mehr improvisiert.

DIE REIFEN SIND SOWOHL IN DER F1 ALS AUCH IM RALLYESPORT DAS EINZIGE, WAS DAS AUTO MIT DEM BODEN VERBINDET: WIE WICHTIG SIND SIE BEIM FAHREN AUF SCHNEE UND EIS?

Pirelli Reifen sind dafür bekannt, auf Schnee und Eis sehr gut zu sein. Ich bin also froh, mich für Pirelli entschieden zu haben, weil ich weiß, dass sie in der Vergangenheit gute Ergebnisse erzielt haben. Trotzdem gibt es für mich noch viel zu lernen. Zum Beispiel kann die Länge der Spikes wirklich entscheidend sein, aber auf Schnee und Eis ist auch der Reifendruck sehr wichtig. Wenn man es richtig macht, ist es wirklich erstaunlich, wie viel Grip man bei gemischten Bedingungen auf Eis und Schnee spürt: Manchmal fühlt es sich eher an, als würde das Auto auf Schotter fahren.

SIE KENNEN DIE F1-REIFEN VON PIRELLI SEHR GUT, ABER WIE SIEHT ES MIT DEN RALLYE-REIFEN AUS?

Ich habe schon frühere Arctic-Rallyes mit Pirelli Reifen bestritten. Ich habe also jedes Jahr mehr gelernt und nun das Gefühl, dass ich sie ziemlich gut verstehe. Aber natürlich habe ich bislang nur zwei Rallyes auf Schnee und Eis absolviert, das heißt, ich habe keine große Erfahrung.

DIE SPIKEREIFEN VON PIRELLI SOTTOZERO ÄHNELN DEN REIFEN, DIE IN LÄNDERN WIE FINNLAND FAST DIE HÄLFTE DES JAHRES AUF DER STRASSE VORGESCHRIEBEN SIND. WIE WICHTIG IST ES, REIFEN ZU HABEN, DIE MIT EXTREMEN BEDINGUNGEN UMGEHEN KÖNNEN?

Das ist sehr wichtig. Reifen können wirklich einen gewaltigen Unterschied machen, und besonders im Winter können die richtigen Reifen tatsächlich Leben retten. Die Bremswege unterscheiden sich stark zwischen normalen Marken und den Top-Marken wie Pirelli. Bei kniffligen Bedingungen, wie bei Nässe oder Schnee und Eis, spielen Reifen eine noch größere Rolle, sowohl in Bezug auf die Sicherheit als auch auf das Fahrvergnügen.

WAS FÜR EIN TEMPERAMENT MUSS EIN RENNFAHRER IHRER MEINUNG NACH HABEN, UM IN VERSCHIEDENEN DISZIPLINEN ZU BESTEHEN?

Ich würde sagen, es ist eine sehr mentale Sache. Es gibt auch körperliche Anforderungen, aber mental braucht man die Konzentration, die Motivation und den Willen, sich immer verbessern zu wollen. Man muss bei allem, was man tut, ein bisschen egoistisch, aber auch selbstkritisch sein. Und man muss sehr präzise sein und nicht zuletzt seine Emotionen kontrollieren können.

WAS ERWARTEST DU VON DER F1-SAISON 2021?

Ich hoffe auf eine normalere Saison und natürlich auf bessere Ergebnisse. Ich habe das Gefühl, dass ich im vergangenen Jahr ziemlich viel Pech hatte. Allerdings gab es auch Rennen, bei denen ich besser hätte abschneiden können. Ich hoffe also, dass ich besser sein kann als im vergangenen Jahr und meinen Traum, Weltmeister zu werden, verfolgen kann. Ich arbeite an all den kleinen Details und freue mich auf ein sehr, sehr arbeitsreiches Jahr, zumal mit 23 Rennen!