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Der Künstler hinter dem Kalender: Prince Gyasi

Prince Gyasi ist die kreative Kraft hinter dem Pirelli Kalender 2024 - und einer der Jüngsten, die jemals mit diesem Auftrag betraut wurden. Mit seiner Methode, „wie ein Maler zu fotografieren", will er ein einzigartiges Gesamtkunstwerk schaffen, das einige der wichtigsten Menschen zeigt, die ihn inspiriert haben

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Wenn er seinen Weg zum bildenden Künstler beschreibt, schöpft Prince Gyasi aus einer Vielzahl von Erinnerungen und Erfahrungen aus seiner Kindheit in Ghana, von den Tagen, die er mit seinem musizierenden Großvater verbrachte, bis hin zur Assistenz eines Porträtfotografen auf den Märkten von Accra.

Mit seinen Eltern, beide bekannte Gospelmusiker, besuchte er Aufnahmestudios, Fernseh- und Radiosender.

Er verbrachte seine Zeit mit Skizzieren, wofür er ein frühes Zeichenprogramm seines Computers nutzte, mit Bildhauerei und IT und fand dabei alternative Wege, etwas zu kreieren.

„Ich habe immer darüber nachgedacht, was andere gemacht haben, das ich ergänzen oder anders machen kann", sagt er. „Wenn ich mir die Gemälde der Renaissancekünstler des 14. Jahrhunderts ansehe, dann haben sie meiner Meinung nach meist so gemalt, als ob sie sich an Orte / Räume heranschlichen und die Motive fotografiert haben. Und so fotografiere ich in einer Umkehrung dessen wie ein Maler. Dafür setze ich meine Kraft ein. Das ist es, was ich tue."

Komposition der Leinwand

Am Set mit Gyasi für den Pirelli Kalender in London und Ghana kann man diesen künstlerischen Ansatz in Bewegung sehen, wenn er so unterschiedliche Talente wie die Hollywood-Schauspielerin Angela Bassett und den französischen Ex-Fußballer Marcel Desailly in Kulissen fotografiert, die von einer schmelzenden Uhr bis zu einem riesigen roten Herz reichen.

Jede Aufnahme wird im Voraus präzise geplant: Gyasi überlegt sich für jede Person, die er fotografiert, eine Idee für das Set und die Komposition. Diese Idee skizziert er, bevor 3D-Renderings entwickelt und die Kulisse gebaut werden. Seine Bilder nimmt er mit einer statischen Kamera auf.

„Ich weiß, wie ich die Person vor meiner Kamera auf die Leinwand bringen werde", fügt er hinzu. „Alles ist fertig, bevor ich am Set bin. Man muss immer einen Plan B entwickelt haben, denn ich mag es nicht, Dinge aus dem Moment heraus zu tun, weil mir das irgendwie chaotisch vorkommt."

Aber im Moment ist Gyasi ganz er selbst - er plaudert mit den zu Fotografierenden, um sie zu beruhigen, tritt in einem Video auf und führt nach dem Dreh sogar einige der Interviews für die sozialen Medien durch.

Jeder Zentimeter ein Mann der Renaissance.

Wo haben Sie angefangen, als Sie überlegten, wie Sie das Kalenderprojekt in Angriff nehmen könnten?

Zunächst habe ich mir überlegt, wen ich im Kalender sehen möchte und was diese Personen für mich repräsentieren. Ich bin zurück in meine Kindheit gegangen und habe mir Menschen angesehen, die mich inspiriert haben - es ist so klischeehaft zu sagen, dass sie mich inspiriert haben, aber sie haben es wirklich getan. Und ich habe Elemente aufgegriffen, die meiner Meinung nach wirklich wichtig waren, die Schlüsselmomente für mich waren - als ich [diese Person] zum ersten Mal gesehen habe, oder zum zweiten Mal, oder zum letzten Mal, bevor ich sie überhaupt persönlich getroffen habe. All das habe ich berücksichtigt.

Sie haben einen sehr persönlichen, autobiografischen Ansatz gewählt, was wirklich ungewöhnlich ist...

Ja, denn schließlich möchte man etwas tun, das etwas bewirkt und an das die Leute sich immer daran erinnern können, dass dies der persönlichste Kalender ist, der je erschienen ist.

Wir wissen, dass Sie in Ihren Anfängen mit dem iPhone eine gute Möglichkeit gefunden haben, Bilder zu erstellen. Wie hat sich Ihre Karriere von da an entwickelt?

Ich würde sagen, ich bin ein Autodidakt, denn ich habe nie Fotografie studiert. Ich habe Kunst an sich studiert, also Malerei, Bildgestaltung, und dann habe ich Bildhauerei und Schnitzerei gemacht. Mein Hintergrund war also eher in diesem Bereich angesiedelt. Aber als ich aus der High School kam, ging es mir mehr darum, eine Brücke zu schlagen oder etwas zu berühren, was in der Gemeinschaft, in der ich aufgewachsen bin, noch niemand berührt hat. Es ging darum, einen Stil zu entwickeln, mit dem sich die Leute leicht identifizieren können, wenn sie mich sehen oder meine Arbeit betrachten.

Und hat das Einstellen deiner Bilder auf Instagram dir geholfen, entdeckt zu werden?

Ja, ja, ja. Die sozialen Medien haben eine große Rolle gespielt. Ich meine, das ist es, was jetzt jeder macht, das ist es, was man tun muss. Man kann eine Menge Leute erreichen, ohne zu reisen, das ist also sehr wichtig.

Haben Sie irgendwelche wichtigen Einflüsse in Bezug auf die Fotografie?

[Der amerikanische Fotojournalist des 20. Jahrhunderts] Gordon Parks, vielleicht. Mir gefällt einfach, dass er schwarze Menschen auf anmutige Weise fotografiert hat... und die Realität. Aber wenn du sagst, 'in Bezug auf die Fotografie', ist das für mich sehr schwer zu sagen, denn ich habe nicht wirklich viele Einflüsse aus der Fotografie, ich denke da eher an Yves Klein, James Turell usw. Mehr Bedeutung liegt für mich im Sport, in der Musik und in anderen Bereichen.

Sie haben die Bilder für den Kalender mit einer statischen Kamera aufgenommen und nicht mit einer Handkamera, warum?

Es geht mehr um die Botschaft und die Kunst. Man muss sich vorher überlegen, welchen Rahmen man anstrebt und welche Botschaft man vermitteln will. Es ist ein Kunstwerk.

Fühlten Sie sich bei den Dreharbeiten für den Kalender jemals unter Druck gesetzt?

Ich war immer und überall ich selbst. Es gibt keinen Druck, wenn man vorbereitet ist und seine Vision kennt. Gottes Zeitplan ist immer der beste.

Was wollen Sie mit dem Kalender erreichen?

Ich hoffe, dass ich der Jugend eine Botschaft vermitteln kann und die jungen Leute verstehen, dass sie alles erreichen können, was sie wollen, wenn sie sich darauf konzentrieren und konsequent genug sind. Sie sollen verstehen: wenn ich es mit 28 geschafft habe, können sie es auch schaffen [was sie schaffen wollen]. Ich sage ihnen auch, dass sie ihre eigene Stimme und ihren eigenen Bauplan finden sollen, damit sie nicht den Bauplan eines anderen übernehmen, um ihr Haus zu bauen. Außerdem können sie sich vielleicht mit meinen Problemen identifizieren aber sie haben auch ihre eigenen Schwierigkeiten. Du bist der Einzige, der das ausdrücken kann. Benutze nicht die Stimme einer anderen Person, um das zu sagen, sondern nur Deine eigene.

Absolute Freiheit ist, wenn Du nicht mit deinem Mund sprichst, aber wir dich trotzdem hören können. Freiheit ist Kunst.

Die amerikanische Schriftstellerin Margot Lee Shetterly, Autorin von "Hidden Figures", sprach in einem Interview nach den Dreharbeiten mit Ihnen über die Idee, "darauf zu drängen, Barrieren für sich selbst zu überwinden, damit andere Menschen hinter einem gehen können". Haben Sie das Gefühl, dass Sie immer noch Barrieren niederreißen?

Ja, ich glaube, das tue ich immer noch. Ich versuche mein Bestes, etwas zu tun, an das man sich erinnert und dem die nächste Generation oder jemand, der nach mir kommt, vertrauen kann. Es geht nur um Vertrauen. Es geht darum, eine großartige Arbeit zu leisten, die sich positiv auf andere Künstler auswirken wird.